Beitragsseiten

O. U., den 15.09.1971

Vertrauliche Verschlußsache
VVS-Nr.: G 079542 1. Ausf. Blatt 1 - 15
1. Ausfertigung, 15 Blatt

Nationale Volksarmee
Kommando der Grenztruppen
- Chef Pionierwesen -

Az.: 73 20 22 / 52 94 04

Abschlussbericht über die Ergebnisse der Truppenerprobung der Minensperre SM-70

1. Allgemeines zur Anlage SM-70

Auf der Grundlage des Befehls 56/70 des Chefs der Grenztruppen wurde im Oktober 1970 mit der Errichtung eines Erprobungsabschnittes der Splittermine SM-70 im Grenzregiment – 24 (3. u5. Grenzkompanie) begonnen.

Der Erprobung lag die Zielstellung zugrunde, beweiskräftige Angaben über die taktische und pioniertechnische Verwendbarkeit der Minensperre SM-70, eingebaut in Sperren der Typen Grenzzaun I und Minensperre 66, zu erbringen.

Der befohlene Abschnitt liegt in der Hauptrichtung der Bewegung der Grenzverletzer. Die geographisch-hydrologischen Bedingungen des Geländes haben unterschiedlichen Charakter.

Länge des Erprobungsabschnittes = 15 km

Davon:

Variante 1:

3 Minenlinien - vertikal am Grenzzaun 1 angebracht = 5,0 km

Variante 2:

2 Minenlinien - vertikal am freundwärtigen Zaun der Minensperre angebracht = 10,0 km
Befohlener Termin der Fertigstellung: 31.12.70

Zeitraum der Truppenerprobung: 01.01.1971 bis 15.08.1971
Auf Grund von nicht rechtzeitig zugeführtem Material sowie der extremen Witterungsbedingungen im Winterhalbjahr, konnten die vorgegebenen Termine der Fertigstellung und Erprobung nicht eingehalten werden. Konstruktive und technologische Veränderungen, die sich während des Ausbaus als notwendig erwiesen, brachten eine zusätzliche Zeitverzögerung mit sich.
Der erste Bauabschnitt (5 km der Variante 1) in der 5. Grenzkompanie befindet sich seit dem 02.03.71 und der 2. Bauabschnitt (5 km der Variante 2) in der 3. Grenzkompanie, seit dem 03.06.71 im Dauerbetrieb.
Die Arbeiten am dritten Bauabschnitt mussten infolge eines fehlerhaften Nulleiters und Ortstransformators der gesamten örtlichen Netzversorgung im Interesse der Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen unterbrochen werden. An der Beseitigung der Mängel wird gegenwärtig noch gearbeitet.

 

2. Ergebnisse der taktischen Erprobung

Die Minensperre SM-70 hat sich während der Erprobung als wirksame Grenzsicherungsanlage erwiesen. Durch Grenzverletzer wurde nicht versucht, die Sperre zu überwinden. Wild, welches die Minen auslöste, blieb in der Regel auf der Strecke. Die Splitterwirkung an den erschossen Wildarten Reh-, Schwarz- und Federwild lässt den sicheren Schluss zu, dass durch SM-70 verletzte Grenzverletzer tödliche bzw. so schwere Verletzungen erhalten, dass sie nicht mehr in der Lage sind, den Sperrzaun zu überwinden.

2.1. Einfluss der Minensperre auf Umfang und Richtung der Grenzverletzerbewegung

Bisher hat die Minensperre SM-70 keinen Einfluss auf den Umfang der Grenzverletzerbewegung im Abschnitt der Erprobung ausgeübt. Die Richtungen SALZWEDEL – LÜCHOW und ARENDTSEE – PREZELLE haben sich mit einer im Vergleich zum Vorjahr verstärkten Grenzverletzerbewegung in der Richtung DDR – BRD erneut bestätigt. Als wesentlich wird eingeschätzt, dass bisher kein Grenzverletzer versucht hat, die mit der SM-70 verstärkten Sperren zu überwinden. Seit Errichtung der Anlagen umgehen Grenzverletzer diese Abschnitte.

Anmerkung RG: Woher wussten DDR-Flüchtlinge von den SM-70-Anlagen???

Es liegen zuverlässige Angaben darüber vor, dass Grenzverletzer die erforderliche Orientierung bereits im Hinterland mit Schwerpunkt Salzwedel erhalten.
Damit kann als erwiesen gelten, dass die Minensperre SM-70, wie erwartet, den Forderungen der Grenzsicherung entspricht und geeignet ist, die Grenzverletzerbewegung im gesperrten Abschnitt zu unterbinden bzw. herauszudrängen.

2.2 Operative Wertung der Sperreigenschaften

Die Minensperre SM-70 gibt den Kommandeuren und Einheiten eine wirksame technische Grundlage für Organisation und Durchführung der Grenzsicherung.

Mittels augenscheinlicher Einschätzung lässt sich die Aussage treffen, dass der mit der SM-70 verstärkte Grenzzaun ein Maximum an Sicherheit gegen das Überwinden der Sperre bietet. Der 2 m-Zaun der Minensperre ohne nachfolgende erdverlegte Minen, bietet diese Sicherheit nur bedingt.

Die vorrangige Eignung des Grenzzauns I als Träger der Splittermine SM-70 wird wie folgt begründet:

Die …. des Grenzzaunes I gewährleisten gegenüber den zwei Minenlinien am freundwärtigen Zaun der Minensperre Typ 66 eine wesentlich höhere Wirksamkeit.

Erfahrungen zeigen, dass durch Minen geschädigte Grenzverletzer noch in der Lage sind, den 2 m-Zaun der Minensperre zu überwinden

Durch den Einbau der SM-70 am freundwärtigen Zaun der Minensperre Typ 66 wird die Bergung verletzter Personen aus dem Innenraum der Sperre erschwert.

Die höhere Standfestigkeit des Grenzzaun I gewährleistet eine unveränderliche Lage der Minen am Trägerzaun.
Mit Beginn der Truppenerprobung lagen noch keine zuverlässigen Angaben über die Ausdehnung des Splitterbereiches der Minen, gemessen senkrecht zur Detonationsachse, vor.
Garantierte Angaben über die Tiefe des Gefahrenbereiches sind jedoch eine unbedingte Voraussetzung für den Einsatz der eigenen Kräfte und die operative Nutzung der Sperre in der Grenzsicherung. Da diese Werte durch die Truppenerprobung nicht erbracht werden können, wird vorgeschlagen, vorübergehend den bisher festgelegten Sicherheitsabstand von 10 m auf 100 m unter Beibehaltung der befohlenen Sicherheitsbestimmungen zu erhöhen.


2.3 Grundsätze für das Handeln in mit SM-70 gesperrten Grenzabschnitten

Die …. SM-70 fordert keine grundsätzlich neuen …..und Methoden der Grenzsicherung. Sie gestattet jedoch in Ausnutzung der bisher angeführten qualitativen Merkmale eine Grenzsicherung mit hoher Effektivität durchzuführen, die in technischer Hinsicht garantiert, dass der unmittelbare Zugang zur Staatsgrenze wirksam gesperrt ist.
Unter Beachtung des Ausbaus der Staatsgrenze mit der SM-70 ergeben sich somit folgende Grundsätze für den taktischen Einsatz der eigenen Kräfte, die entsprechend den jeweiligen konkreten Bedingungen zu präzisieren sind:
(1) Die Festlegung der vorderen Begrenzung des Posteneinsatzes muss eine zuverlässige Beobachtung und Sicherung des Grenzabschnittes gestatten und jede Verletzung der eigenen Kräfte ausschließen. In der Regel ist als vordere Begrenzung des Posteneinsatzes die feindwärtige Seite des Kolonnenweges festzulegen.
(2) Die bisher im Erprobungsabschnitt gesammelten Erfahrungen zeigen, dass bei einem Gefahrenbereich von 10 m Tiefe die Grenzposten durch die SM-70 in ihren Handlungen, einschließlich der Nutzung des Kolonnenweges, nicht eingeschränkt wurden. Besondere Bedeutung erlangt der motorisierte Einsatz von Grenzposten, die mit Scheinwerfern ausgerüstet sind. Diese beweglichen Grenzposten sind in der Lage, sofort nach dem Auslösen von Minen entlang des Kolonnenweges aktiv zu handeln. Der Einsatz zusätzlicher Kräfte der Einheit (Bergungstrupp, Alarmgruppe) kann vom Ergebnis der Soforthandlungen der Grenzposten abhängig gemacht werden.
(3) Die Kontrolle des Kontrollstreifens kann, wenn der Kolonnenweg außerhalb des Gefahrenbereiches liegt, bei eingeschalteter Anlage durchgeführt werden. Befindet sich der Kolonnenweg im Gefahrenbereich, ist vor Beginn der Kontrolle die Anlage abzuschalten.
In jedem Fall muss gelten:
Der Gefahrenbereich ist bei eingeschalteter Anlage nicht zu betreten.
Bei Gewitter bzw. Herannahen von atmosphärischen Entladungen ist unabhängig davon, ob die Anlage eingeschaltet ist, ein Betreten des Gefahrenbereiches nicht gestattet.
(4) Die Durchführung von Arbeiten der Grenzbevölkerung im gesperrten Abschnitt kann bis zur Grenze des Gefahrenbereiches zugelassen werden. Bei Viehaustrieb müssen besondere Anforderungen an die Ausbruchssicherheit der Koppeln gestellt werden.
(5) Durch die Kompaniechefs sind Varianten für das Handeln nach dem Auslösen der Minensperre SM-70 bzw. dem Abschalten von Zonen auszuarbeiten. Diese Varianten sind …………zu dokumentieren und durch den Kommandeur des Grenzbataillons zu bestätigen.
Die Alarmgruppe/Bergungsgruppe ist ständig für den Einsatz in Richtung der Minensperre in Bereitschaft zu halten. Sie ist mit einer Funkstation und für das Handeln zur Nachtzeit mit einem Scheinwerfer 100 W auszustatten. Der Einsatz der Gruppe erfolgt auf Befehl des Kompaniechefs bzw. des mit der Führung der Grenzkompanie beauftragten Offiziers unter strenger Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen.
(6) Jeder im Grenzabschnitt handelnde Grenzposten hat die Wahrnehmung von Minendetonationen bzw. anderer Anzeichen, die auf den Versuch, die Minensperre SM-70 zu überwinden, schließen lassen, sofort zu melden. Die Linie der vorderen Begrenzung de Posteneinsatzes ist vom Grenzposten erst dann zu überschreiten, wenn dazu der ausdrückliche Befehl des Kompaniechefs bzw. des mit der Führung der Grenzkompanie beauftragten Offiziers erteilt wird.


3. Ergebnis der pioniertechnischen Erprobung der Minensperre SM-70

3.1. Sperrtechnischer Teil der Anlage

Die konstruktive Lösung zur Anbringung der Minen am Grenzzaun I und am freundwärtigen Zaun der Minensperre ist zweckmäßig. Die Wirksamkeit der Minen wurde bei 33 Minendetonationen, ausgelöst durch Wild, nachgewiesen. Wildschweine, Rehe und Flugwild wurden überwiegend (76 %) tödlich getroffen.
Insgesamt erfolgten im Zeitraum vom 2.3.71 bis 15.8.71 82 Minenauslösungen.

Ursachen der Minendetonationen:
40 % Wildeinwirkungen
13,5 % Witterungseinflüsse
36,5 % Blitzschlag
10,0 % ungeklärte Ursachen
Der hohe Anteil der Detonationen, verursacht durch Wild (40 %), macht es erforderlich, Maßnahmen zur Reduzierung des Wildbestandes in den betreffenden Abschnitten einzuleiten. Diese Forderung muss erhoben werden, da jede Detonation die Sperrwirkung herabsetzt und den Einsatz von Sicherungs- und Instandsetzungskräften erforderlich macht.
Die relativ große Anzahl von Minendetonationen durch Blitzschlag ist konstruktiv bedingt und kann gegenwärtig nicht verändert werden.
Die Auswertung der Minendetonationen zeigte weiterhin, dass Beschädigungen an den Elementen der Sperre nicht auftraten. Aufprallstellen an den Betonsäulen sowie an den Metallteilen der Sperre lassen die Schlussfolgerung zu, dass Splitter aus der Detonationsachse über den bisher festgelegten Sicherheitsabstand von 10 m abgelenkt werden. Die Flugweite, Richtung und Durchschlagskraft der abgelenkten Splitter konnte nicht ermittelt werden. An Richtungsveränderungen im Sperrenverlauf erhält diese Feststellung eine besondere Bedeutung für die Sicherheit der eingesetzten Kräfte.


3.1.2. Minenhalterungen

Die Anordnung der Halterungen (1 Minenhalterung und 7 Zwischenhalterungen) hat sich als brauchbar erwiesen. Zum Auswechseln der Minenhalterungen nach einer Minendetonation muß teilweise die Sperre überstiegen werden. Durch …. setzen von Rost wird das Lösen der Schraubverbindungen kompliziert. Es erweist sich als zweckmäßiger, das Minentragrohr von der Befestigungslasche zu trennen und durch eine Steck- und Klemmverbindung zu ersetzen. Alle Arbeiten könnten dann freundwärts der Sperre durchgeführt werden.
3.1.3 Um eine exakte Temperatureinstellung und Kontrolle zu ermöglichen, ist ein Anbringen der Temperaturskala beiderseits erforderlich. Die derzeitige Konstruktion erfüllt diese Anforderung nicht. Zur Vereinfachung der Befestigungsmethode des Spanndrahtes wird eine Klemm- oder Schraubverbindung vorgeschlagen. Die gegenwärtige Form der Verraupung erwies sich als dehnungsempfindlich. Unter den Bedingungen der Sommerperiode kann der Schalter als funktionssicher eingeschätzt werden.

3.1.4 Minen

Das Einrichten der Minen in den Beschusssektor kann mit gegenwärtigen Justiereinrichtungen nicht exakt erfolgen. Die Justiereinrichtung wurde für eine Erdvariante entwickelt und ist auf Grund der vorhandenen Abweiserdrähte nicht einsetzbar. Im Interesse der Sicherheit ergibt sich die Forderung nach einer Justiereinrichtung, die den neuen Bedingungen beim Einbau der Minen entspricht.

3.2 Elektrotechnischer Teil der Anlage

Der elektrotechnische Teil der Minensperre SM-70 erfordert bei der Einrichtung und Instandhaltung Aufwand an Material, Kräften und Zeit.
Die ….. der Montage und Instandhaltung zeigen, dass der elektrotechnische Teil sehr kompliziert im Aufbau und störanfällig im Betriebszustand ist. Bei der Montage eines Komplektes sind z.B. 3600 Lötverbindungen herzustellen. Alle anfallenden Arbeiten stellen hohe Ansprüche an handwerkliche Fähigkeiten und das Fachwissen der eingesetzten Kräfte.
Im ersten Bauschnitt wurden neben Spezialisten auch …..Armeeangehörige eingesetzt. Wohingegen im zweiten Bauabschnitt alle wichtigen Installationsarbeiten durch eine kleine Gruppe ausgewählter Genossen durchgeführt wurden. Die wesentlich störungsfreiere Arbeitsweise des zweiten Komplektes zeigt eindeutig, welche hohen Ansprüche an den Kräfteeinsatz bei der Montage gestellt werden müssen.

Als Schwerpunkt bildeten sich bei der Montage und Instandsetzung heraus:

Störungen in der Zentrale
Dichtheit der Verteilerkästen
Isolation der Stichleitung
Witterungsbeständigkeit der Brechplatten
Lokalisierung von Fehlern.

 


3.2.1 Schalt- und Prüfgerät (Zentrale)

Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass die Zentralen die vorgegebenen Parameter erreichen und bei ordnungsgemäßer Installierung des Kabelsystems und dem Verteilerkasten störungsfrei arbeiten. Da bei dem ….. montierten Bauabschnitten diese Forderungen nicht …. erfüllt wurden, kam es zu einer …. Anzahl von Ausfällen. Im Zeitraum vom 02.03.71 bis 15.05.71 wurden 7 bereits eingesetzte Zentralen der Herstellerfirma zur Instandsetzung zugeführt. Die aufgetretenen Störungen ihre Fehlerquellen konnten durch den Instandsetzungstrupp nicht beseitigt werden.
Als besonders anfällige Elemente erwiesen sich die Signal-, ….Transverter und Netzteile der Schalt- und Prüfanlagen.

3.2.2 Kabel ……für … Betriebs- und Zündspannung

Die verwendeten Kunststoffkabel entsprechen den Anforderungen. Eine Verarbeitung bei Temperaturen unter +4°C ist nicht möglich. Arbeiten bei Frost im ersten Bauabschnitt führten zu Isolationsschäden der Kabel.

3.2.3 Verteilerkästen

Die Verteilerkästen mit dem Schutzgrad IP 54 sind nicht für die Verlegung im Erdreich geeignet. Eindringendes Oberflächenwasser führt zur Bildung von Kriechströmen, ruft unkontrollierbare Signalauslösungen und Zerstörungen in den einzelnen Schalt- und Prüfanlagen hervor. Maßnahmen des zusätzlichen Abdichtens mit Regenrinnenkitt blieben nur zeitweilig wirksam. Für die Betriebssicherheit der Gesamtanlage ist der Schutzgrad IP 68 erforderlich. Beim Aufbau der Anlage während der Wintermonate zeigte sich, dass die Verteilerkästen im Erdboden einfrieren. Durch Auftauen und Aufhacken wurden Beschädigungen an den Kästen und Kabeln verursacht.

Zur Fehlersuche ist es erforderlich, die Lötverbindungen zu lösen. Dazu muss die Kabelvergussmasse ausgestemmt bzw. ausgeschmolzen werden. Bei diesen Arbeiten treten ebenfalls Beschädigungen am Kabelsystem und den Verteilerkästen auf.

Um die Instandhaltung zu vereinfachen und den Zeitaufwand zu reduzieren, wird vorgeschlagen, den Neuerervorschlag Reg.-Nr. 50934/71 über Veränderungen an der Klemmleiste des Verteilerkastens zu realisieren.

3.2.4 Stichleitungen

Die Isolation der bisher verarbeiteten Stichleitungen wurde durch Wildverbiß in mehreren Fällen beschädigt. Weitere Schäden traten auf bei Arbeiten während der Frostperiode (Brechen der Isolation).
Durch Verwendung des Kabeltyps H II yy t ab 1971 sollen die genannten Mängel ausgeschaltet werden. Ergebnisse liegen zur Zeit noch nicht vor.

3.2.5 Brechplatten

Die im Erprobungsabschnitt verwendeten Brechplatten weisen eine äußerst mangelhafte Qualität in der Verarbeitung auf. Die aufgeklebte Kupferfolie löst sich, die Isolation der Drähte und die Lötstellen brechen. Bisher wurden ca. 400 schadhafte Brechplatten (ca. 35 %) festgestellt. Bei feuchter Witterung und anhaltenden Niederschlägen treten in den Anlagen Störungen durch unkontrollierbare Signalauslösungen auf. Nach Abtrocknen der Niederschläge arbeitet die Anlage wieder normal. Die konkreten Ursachen konnten nicht bestimmt werden. Vermutlich werden diese Störungen durch die schlechte Qualität der Brechplatten verursacht.


4. Probleme der Instandhaltung der Anlage SM-70

Zur Gewährleistung der ständigen Einsatzbereitschaft im Erprobungsabschnitt wurde im Grenzregiment – 24 aus Kräften der Pionierkompanie eine Instandsetzungsgruppe in Stärke von 1:1:5 gebildet, eine Analyse des Einsatzes zeigt, dass der Einsatzkoeffizient sehr hoch ist. Insgesamt mussten im Erprobungszeitraum 136 Störungen mit einem Zeitaufwand von 525 Stunden/Trupp behoben werden.
Konstruktiv bedingt ist die Lokalisierung von Fehlern im elektrotechnischen Teil der Anlage nur zonenweise möglich. Daraus resultiert in erster Linie der hohe Zeit- und Arbeitsaufwand. In ungünstigen Fällen mussten die Instandsetzungskräfte bis zu 3 tagen zur Behebung eines Fehlers eingesetzt werden. Die Wirksamkeit der Instandsetzungskräfte wird durch fehlende Austauscheinschübe für Zentralen und Ersatzteile herabgemindert.

 


Schlussfolgerungen

1. Die Minensperre SM-70 hat sich als wirksam erwiesen. Sie gestattet es, die technische Sperrung von Grenzabschnitten auf qualitativ neuer Stufe zu verwirklichen. Abhängig von der Ausdehnung der gesperrten Abschnitte ist es mit Hilfe der Minensperre SM-70 möglich, die Grenzverletzerbewegung zu unterbinden bzw. in für die Grenzsicherung günstige Richtung zu lenken.
Als zweckmäßigste Lösung erweist sich der zusammenhängende Ausbau längerer Abschnitte des Grenzzaunes I, verstärkt durch SM-70.
2. …. Senkens der unkontrollierten Minenauslösungen ist das Wild in den betreffenden Abschnitten ohne Rücksicht auf Schonzeiten niederzuhalten.
3. …. Einsatz der Grenzsicherungskräfte in Abschnitten, die mit der SM-70 gesperrt sind, ergaben sich mit Ausnahme der strengen Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen, keine besonderen Forderungen.
4. Alle Maßnahmen der Montage, Instandhaltung und Kontrolle können bei Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen gefahrlos durchgeführt werden.

Die Beseitigung von Wildkadavern kann gegenüber anderen Minensperrentypen durch Kräfte der Grenzkompanien erfolgen.

…. an der Sperre ergeben sich günstige Bedingungen.
5. Für eine funktionssichere Arbeitsweise der Anlage ist die fachgerechte Installierung des elektrotechnischen Teils ausschlaggebend
Zur Erlangung einer hohen Qualität sind in den Grenzkommandos zentrale Spezialistentrupps für die Montage der elektrotechnischen Elemente aus den Pi-Einheiten zu bilden.


Vorschläge und Bitten

Aus den bisherigen Ergebnissen der Erprobung der SM-70 unter den Bedingungen des Einsatzes an der Staatsgrenze unterbreite ich folgende Vorschläge und Bitten:
1. Erprobung der Splitterwirkung der Mine durch die Erprobungsstelle für Pioniertechnik des Ministeriums für Nationale Verteidigung mit der Zielstellung der eindeutigen Bestimmung der Tiefe des Gefahrenbereiches.
2. Den elektrotechnischen Teil der Anlage konstruktiv weiter zu verbessern, um die Aufbautechnologie zu vereinfachen.
Dazu gehören:
- Bereitstellung von Verteilerkästen mit dem Schutzgrad IP 68
- Realisierung des Neuerervorschlages Reg.-Nr. 50934/71
- Beschaffung geeigneter Materialien zum Ausbau von ….schächten für Verteilerkästen
3. Klärung der Instandsetzungsprobleme durch Organisation der Instandhaltung und Wartung auf folgenden Ebenen:
(1) Im Grenzregiment
Aufrechterhaltung der ständigen Einsatzbereitschaft der sperr- und signaltechnischen Teile.
Für je 3 Sperranlagen (15 km) Bildung einer Instandsetzungstruppe in Stärke von 0:2:3 mit Kfz.
Die Instandsetzungstrupps sind in den Grenzbataillonen zu stationieren. Es wird vorgeschlagen, diese Trupps zu Lasten der Grenzkompanien zubilden, deren Grenzabschnitte mit der Anlage SM-70 ausgebaut wurden.
(2) Das Grenzkommando

 

Durchführen von laufenden und mittleren Instandsetzungsarbeiten an den Prüf- und Schaltanlagen. Dazu in den Grenzkommandos Nord und Süd je eine Werkstatt mit 2 Berufssoldaten und 1 Soldaten auf Zeit einrichten, die mit einer mobilen Werkstatt (B-1000) ausgerüstet sind.

(3) Im Herstellerwerk
Durchführen der Hauptinstandsetzungen an den Prüf- und Schaltanlagen in zweijährigen Intervallen auf der Grundlage langfristiger Verträge.
(4) Bereitstellung von Austauschelementen für die Prüf- und Schaltanlage sowie Ersatzteilsätze für den sperr- und elektrotechnischen Teil.
(5) Bei der Überarbeitung der DV 30/10 Festlegungen zu treffen über die Anwendung der Schußwaffe zum Töten verletzten Wildes sowie der Beseitigung der Tierkadaver.
(6) Weiterführung der Truppenerprobung bis zum 30.04.1972 mit der Zielstellung, aussagekräftige Angaben zu sammeln über die Arbeits- und Verhaltensweise der Minensperre SM-70 unter den Bedingungen des Winterhalbjahres.

Oberst Worbsp

 


Quelle: Nationale Volksarmee, Kommando der Grenztruppen, Chef Pionierwesen,  Vertrauliche Verschlußsache mit dem Titel: Abschlussbericht über die Ergebnisse der Truppenerprobung der Minensperre SM-70. Signatur: VVS-Nr.: G 079542, 1. Ausf. Blatt 1 - 15, Az.: 73 20 22 / 52 94 04, datiert: 15.09.1971