Heinrich-Böll-Stiftung, Schumannstraße 8, 10117 Berlin, 20.11.2011 - 14.00 - 17.15 Uhr

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Fotos und Audiorecording: Ralf Gründer, Berlin.

Nach der Begrüßung des Publikums durch Ralf Fücks (Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung) diskutierte Ilko-Sascha Kowalczuk (Projektleiter beim Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen) mit Wolf Biermann über seine „Ausbürgerung” und die Folgen.

Pressetext des Veranstalters:

„1976 wurde Wolf Biermann von der IG Metall zu einer Konzertreise in die Bundesrepublik eingeladen. Das erste Konzert am 13. November in Köln diente dem SED-Politbüro als Vorwand, um dem kritischen Dichter und Sänger „das Recht auf weiteren Aufenthalt in der Deutschen Demokratischen Republik“ zu entziehen. Es folgte ein Sturm der Entrüstung in Ost und West. Prominente Künstler und zahlreiche DDR-Bürger im ganzen Land protestierten gegen die Entscheidung der Parteiführung. SED und Staatssicherheit registrierten genau, wer Wolf Biermann unterstützte. Repressionen bis hin zur Haft waren die Folge, zahlreiche Menschen waren gezwungen, die DDR für immer zu verlassen."

Ende Pressetext

Kritische Stimmen zur SED und DDR würden natürlich sofort anmerken, dass Biermann nicht ausgebürgert werden konnte, weil es in der DDR keine Bürger, sondern nur Bewohner gab! Bürgerrechte sind den DDR-Bewohnern von der Arbeiter-und-Bauern-Regierung verweigert worden. Der aufrechte Gang war im Sozialismus nicht zuhause. Andersdenkende sind zersetzt und verhaftet worden. Personen, die ihre Bürgerrechte einforderten, und von Deutschland nach Deutschland wollten, wurden niedergeschossen, Erste-Hilfe-Maßnahmen nicht durchgeführt! Kinder, Mädchen und weglaufende Menschen wurden zu Friedenszeiten von Friedenssoldaten der Nationalen Volksarmee zur Rettung des Weltfriedens erbarmungslos vernichtet. Und es ist zu befürchten, das die Reformer, die dem DDR-Sozialismus ein humaneres Antlitz einhauchen wollten, keine blasse Ahnung von dem hatten, was in ihrem Friedensstaat DDR wirklich los war. Der angewandte Sozialismus der Mörderbande in SED, NVA und Stasi, der Betreiber der öffentlichen SED-Hinrichtungsmauer und des sozialistischen Strafvollzugs in Hohenschönhausen, Bautzen II und Hoheneck (um nur einige der DDR-Gefängnisse zu nennen) war schwerlich reformierbar. Dort waren Menschenrechtsverletzungen, Folter und Mord an der Tagesordnung!

Mehr als 300 Gäste durften Einblick nehmen in Wolf Biermanns Erinnerungen, Reflexionen, An- und Einsichten über seine Ausweisung und der damaligen Zeit.

Einen Audio-Mitschnitt können Sie hier an dieser Stelle hören.

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Tipp 1: Von Deutschland nach Deutschland [Tonträger] : 25 Jahre Biermann-Ausbürgerung ; eine Dokumentation [CD] / hrsg. von der Stiftung Aufarbeitung. [Red.: Wolf Renschke]. - Berlin : Stiftung Aufarbeitung, [2001]. - 1 CD

Tipp 2: Biermann, Wolf
Berlin, du deutsche deutsche Frau : Gedichte / Wolf Biermann. - 1. Aufl. - Hamburg : Hoffmann und Campe, 2008. - 119 S.
ISBN 978-3-455-40125-7

Tipp 3: Biermann, Wolf
Fliegen mit fremden Federn : Nachdichtungen und Adaptionen / Wolf Biermann. - 1. Aufl. - Hamburg : Hoffmann und Campe, 2011. - 526 S. : Notenbeisp. ; 205 mm x 125 mm.

ISBN 978-3-455-40344-2

Tipp 4: Biermann, Wolf
Sehr geehrter Genosse Honecker, sehr geehrter Dr. Kohl, liebe Katja ... : fünf Briefe aus gegebenen Anlässen / Wolf Biermann. - Orig.-Ausg., 2. Aufl. - Frankfurt am Main : Zweitausendeins, 2006. - 63 S.
ISBN 978-3-86150-777-2

Tipp 5: Grünbaum, Robert
Wolf Biermann 1976: Die Ausbürgerung und ihre Folgen / [Stiftung Aufarbeitung]. Robert Grünbaum. - Erfurt : Landeszentrale für Politische Bildung Thüringen, 2006. - 55 S. : Ill.
ISBN 3-937967-12-5

 

Tipp 6: Die Ausbürgerung : Anfang vom Ende der DDR / Wolf Biermann u.a. Autoren. Hrsg. von Fritz Pleitgen. In Zusammenarbeit mit Pamela Biermann und Krista Maria Schädlich. - Neuausg., 1. Aufl. - Berlin : List, 2006. - 373 S.

(List-Taschenbuch ; 60688)

ISBN 978-3-548-60688-0