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Fotodokumentation der Montage des (Kunst-)B-Turms.
Foto: © Ralf Gründer, 24.02.2010, Berlin

B-Turm (Beobachtungsturm [2 x 2] m, 9 oder 11 Meter hoch, Kanzel mit Dach und Scheinwerfer

Bis zur Demontage des »Antifaschistischen Schutzwalls« (Synonyme: Mauer, Schandmauer, „KZ”-Wand, „KZ”-Mauer, Berliner Mauer, Pißwand) nach dem Fall der SED gab es an der Bernauer Straße - zwischen Garten- und Schwedter Straße - fünf Beobachtungstürme der Grenztruppen der DDR, Grenzkommando-Mitte.

„Die Nachzeichnung des Wachturms gibt in abstrahierter Weise einen Eindruck von dem 1990 abgebauten Wachturm an der Strelitzer Straße.” Vorbeigehende Passanten blieben fassungslos stehen und fragten, was dieses Gebilde darstellen soll? Ich gab das Stichwort: Antifaschistischer Schutzwall! Das zweite Stichwort lautete: Berliner Mauer. Die Abstraktionsfähigkeit der Passanten reichte nicht aus, den Sinn dieser Konstruktion zu entziffern. Erst als ich Beobachtungsturm sagte, flackerte es in den Augen! Verständnislos gingen sie weiter.

Die - unbehandelte – Stahlkonstruktion steht auf historischem Boden; die vier im Quadrat positionierten und 11,80 Meter hohen „Winkel“ sind in einem Fundament verankert. Die ehemaligen Angehörigen der Grenztruppen der DDR werden sich freuen, dass ihnen die Stiftung Gedenkstätte Berliner Mauer ein derart wohlwollendes Zeugnis deutscher Qualitätsarbeit errichtet. Diese bautechnische Perfektion gab es im Grenzregime an keiner Stelle und zu keiner Zeit.

Daten:

Bezeichnung: L-Profil S355J2W + N (CORTEN-Stahl), Profilstärke 40 mm

Abmessungen Grundriss L-Profil: 50 x 90 cm, Länge: 1230 cm,

Lage: Stahlwinkel als Außenkante der Rekartierung Wachturm, öffentlicher Gehbereich in Strelitzer Straße

Höhe über OK Gelände: 1180 cm

Gesamtgewicht: 20 t

Entwurf: sinai Büro für Freiraumplanung und Projektsteuerung Berlin

Bauherr: Stiftung Berliner Mauer, Berlin

Projektsteuerung: Grün Berlin GmbH

Ausführung: Fa. Heckmann Stahl- und Metallbau Berlin

ZITAT aus der Pressemitteilung „Stiftung Gedenkstätte Berliner Mauer”

„Die Nachbildung dieses Wachturms vermittelt den Besuchern der Gedenkstätte Berliner Mauer einen Eindruck von der Dimension der Überwachung durch die DDR-Grenztruppen entlang der Bernauer Straße. Das System Grenze bestand aus einer lückenlosen und ständigen Kontrolle, die sich gegen die Menschen im Osten richtete. Die Wachtürme symbolisieren die Bedrohung, die von den Grenzanlagen und dem Todesstreifen ausgegangen ist.

Symbolische Bedrohung

Bedrohung, die hier durch Andeutung in Form einer Nachzeichnung symbolisiert werden soll, ging zu keiner Zeit der DDR von stationären Sperranlagen des Grenzregimes aus.

Für Jedermann war erkenntlich, dass von Stacheldrahtzäunen, Mauern, »Spanischen Reitern«, Signalzäunen, Flächensperren, Lichtsperren, Bunkern und Sperrgräben keine nennenswerte Bedrohung ausging! Welche Bedrohung soll ein Betonklotz, ein leerer Streifen Land oder ein Graben ausstrahlen? Die Funktion dieser Sperren bestand lediglich darin, die Fortbewegungsgeschwindigkeit und die Richtung sogenannter »Republikflüchtiger« zu verringern und in Bereiche innerhalb des Handlungsbereiches der Grenztruppen abzulenken, in denen die sogenannten »Grenzsoldaten« ein besseres „Weg-Zeit-Diagramm” zur Fluchtverhinderung bzw. zur Vernichtung dieser Personen hatten.

Daraus wird ersichtlich, dass die Bedrohung grundsätzlich nur von den mobilen Sperren, also den - in der Bundesrepublik Deutschland - als „KZ”-Wärter bezeichneten "Grenzsoldaten" ausging.

Sogar verminte Bereiche konnten die Fluchtwilligen nicht abschrecken, ihre Fluchtvorhaben in die Tat umzusetzen. Der Bevölkerung war bekannt, dass die „KZ„-Wächter den Befehl hatten, rücksichtslos von ihren Waffen Gebrauch zu machen.

Nur der SOLDAT, ausgestattet mit Schießbefehl und Maschinengewehren, durch Vereidigung und Vergatterung auf das Morden eingeschworen, stellte die tödliche Bedrohung des »Antifaschistischen Schutzwalls« dar!

(Synonyme: Mauer, Schandmauer, „KZ”-Wand, „KZ”-Mauer, Berliner Mauer, Pisswand, öffentliche SED-Hinrichtungsmauer)

 


Tipp: Rathje, Wolfgang
"Mauer-Marketing" unter Erich Honecker : Schwierigkeiten der DDR bei der technischen Modernisierung, der volkswirtschaftlichen Kalkulation und der politischen Akzeptanz der Berliner "Staatsgrenze" von 1971-1990 / vorgelegt von Wolfgang Rathje. - 2001. - 996 S. - Kiel, Univ., Diss., 2001