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Kaninchenfeld von Karla Sachse am ehemaligen Übergang Chausseestraße zwischen Berlin-Mitte (vormals Ostberlin) und Wedding (vormals Berlin (West))

Für die von der Völkerfreundschaft angetriebene SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) war das deutsche Volk jenseits ihrer Todesgrenze der Klassenfeind, den es zu vernichten galt! Und zwar unter allen Bedingungen der Lage - Vernichten! (1) Während Menschen auf ihrem verzweifelten Weg in die Freiheit erbarmungslos niedergeschossen und ihnen dann sogar noch Erste-Hilfe-Maßnahmen verweigert wurden, weil der Feind des Sozialismus vernichtet werden muss, erbarmungslos, auch dann, wenn es sich bei diesen Feinden der Republik um eigene Bürger, um junge Mädchen (2) oder junge Männer (3) handelte. Sogar Kinder (4) wurden für die „Rettung des Weltfriedens″ niedergemacht!

Kaninchen hatten es wesentlich besser. Der Karikaturist OSKAR witzelte, indem er zwei Kaninchen in der Todeszone zeichnete, das eine ängstlich, weil sich zwei Mordbuben näherten, und dann dem Anderen den Satz in die Schnauze legte: „Keine Angst, die schießen nur auf Menschen!" (5)

Die Todeszone, denaturiert, entmenschlicht, freies Schussfeld nannten dass die sogenannten „Grenztruppen″ der DDR. In dieses Areal zogen die Kaninchen ein und eroberten sich den kargen Lebensraum, ohne Gras, ohne Büsche, ohne Sträucher. Kein Baum auf 156 km, aber auch keine giftigen, um sich beißende Köter, und keine falschen, nach Kaninchen tretende Menschen. Sie hatten ein Zuhause im Todesstreifen, totruhig des Nachts und am Tage gings durch den gegrabenen Tunnel ab in den Westen, in den Park mit den saftigen Gräsern und Blumen. Der von Axel Springer als „bolschewistische Mordgrenze″ (6) bezeichnete „Antifaschistische Schutzwall″ war den Kaninchen das Berliner Paradies auf Erden.

Mit der Normalisierung des Deutsch-Deutschen Verhältnisses durch die Vereinigung (03.10.1990) zu einem deutschen Kernland verschwand das innerstädtische Kaninchenbiotop. Kläffende Köter hinterließen ihre „Berliner″ auf Schritt und Tritt, Menschen kamen und rissen die Mauern ein, Fahrzeuge rollten unermüdlich über die Kaninchen, bis sie verkupfert und plattgewalzt im Straßenbelag der Tautologie Chausseestraße untergingen.

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Tipp: ...

Fußnoten:

(1) Z. B. Befehl 101/62 des Ministers für Nationale Verteidigung über die Aufgaben der Grenztruppen der Nationalen Volksarmee zur Grenzsicherung und Gefechtsausbildung: Die Schießausbildung ist so zu organisieren und durchzuführen, daß die Ausbildung jedes Grenzsoldaten zu einem ausgezeichneten Schützen gewährleistet und dieser in der Lage ist, jedes unbewegliche und sich bewegende Ziel mit dem ersten Schuß (Feuerstoß) Tag und Nacht zu vernichten.
Z. B. Befehl 101/65 des Ministers für Nationale Verteidigung über die Aufgaben der Grenztruppen der Nationalen Volksarmee zur Grenzsicherung und Gefechtsausbildung: Durch den taktisch-zweckmäßigen Einsatz der Kräfte und Mittel, bei Schaffung der größten Postendichte zu den Schwerpunktzeiten und in den wahrscheinlichen Richtungen der Bewegung der Grenzverletzer ist unter Ausnutzung der signal- und pioniertechnischen Anlagen und des geschaffenen Sicht- und Schußfeldes das frühzeitige Erkennen sowie die vorläufige Festnahme oder die Vernichtung von Grenzverletzern zu gewährleisten. Schwerpunkt ist auf die Erfüllung der Einzelgefechtsschießen zu richten .....
(2) Marinetta Jirkowski, erschossen am 22.11.1980, ...
(3) Günter Litfin - erschossen am 28.10.1961, Peter Fechter, erschossen am 17.08.1962 ...
(4) Lothar Schleusener, Jörg Hartmann; siehe dazu: „Geboren 1955 - erschossen 1966″ Der Tod eines Zehnjährigen an der Berliner Mauer. Ein Film von Simone Warias und Friedrich Herkt, DVD, 2002
(5) Keine Aungst - die schießen nur auf Menschen! Ausstellungskatalog MAUERWEÄNDE - OSKARS (Hans Bierbrauer) karikaturistischer Rückblick. Eine Ausstellung der Konrad-Adenauer-Stiftung, 2001, Seite 1966
(6) Bolschewistische Mordgrenze! 15 Jahre Mauer in Berlin, Axel Springer, Die Welt, 13. Augst 1976 ..