Geboren am 14.12.1928 in Berlin-Lichtenberg als Sohn von Else Scholz- … und ….

Zur ersten Verhaftung kam es 1946, nachdem er am 26. August 1946 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen worden war.

Durch Prügel bis zur Bewusstlosigkeit zwangen sie den damals 17. Jährigen sich zur Spitzeltätigkeit zu verpflichten. Um nicht seine Freunde und Schulkameraden bespitzeln zu müssen, entzog er sich dem KGB-Zugriff durch Flucht nach Hamburg. Seine Devise war:

„Der größte Lump im ganzen Land ist und bleibt der Denunziant“.

Dieser Gruppe von Menschen wollte er nicht zugehören!

Zur 2. Verhaftung durch den sowjetischen Geheimdienst kam es als Lothar Scholz am 01.06.1947 nach Fürstenwalde zurückkehrte, um nach seiner Mutter zu schauen. Nur wenige Tage später, am 09.06.1947, schlug der Geheimdienst erneut zu und sperrte den jetzt 18. Jährigen im Gefängnis Eberswalde ein. Ohne irgendwelchen juristischen Beistand erfahren zu haben, sprach ihn ein sowjetisches Gericht schuldig. An seinem 19. Geburtstag erreichte ihn das Fernurteil aus Moskau: 15 Jahre Zwangsarbeitslager. Verurteilt wurde Scholz wegen SPIONAGE, die darin bestand, dass er nicht für den sowjetischen Geheimdienst spioniert hatte!

Die unbeschreibliche Gesetzlosigkeit bzw. der Terror im sowjetischen Gulag macht es unglaublich schwer zu verstehen, dass die Sowjets ernsthaft überzeugt waren, national-sozialistische Wehrmachtssoldaten mit diesen Methoden zu guten Menschen umerziehen zu können. Mit den Mitteln des Terrors kann keine Rehabilitierung zu einem friedvollen und demokratischen Menschen  gelingen. Die Folgen von Terror sind Terror. Die unschuldig Weggesperrten konnten sich sogar erfolgreich davor bewahren.

Am 28.09.1955 kam es zur vorzeitige Haftentlassung, nachdem Dr. Konrad Adenauer den Kreml besucht hatte und an das Schicksal der deutschen Kriegsgefangen erinnerte.

Es muss festgehalten werden:

Bei Kriegsende im Mai 1945 war Lothar Scholz 16 Jahre jung. Den Sowjets unter der Diktatur von Josef Stalin war aber offensichtlich jeder Sinn für Menschlichkeit abhanden gekommen, einerseits, indem sie Kinder für Hitlers Verbrechen bestraften, anderseits, weil ihnen der Terror immanent war, mit dem sie Europa und den Rest der Welt nach der Niederwerfung Hitlers im Zuge der kommunistischen Weltrevolution zu überziehen gedachten.

Lothar Scholz war niemals Geheimagent der SWA-Abteilung der sowjetischen Militäradministration in Fürstenwalde. Im Gegenteil, Lothar Scholz hat sich bei Gefahr seines Lebens dem KGB und damit dem Spitzeldienst verweigert.

Diesem Mann muss für seine aufrechte Haltung und Standhaftigkeit Respekt und Hochachtung entgegengebracht werden.

Erst am 04.10.1996 wurde Lothar Scholz vom Generalstaatsanwalt der russischen Föderation – dem Militärhauptstaatsanwalt Oberst der Justiz L. P. Kopalin rehabilitiert, ohne allerdings für das erlittene Unrecht auch nur im entferntesten adäquat entschädigt worden zu werden.

Am 28.11.2006 bestätigte die BStU** dem dann schon 77 Jährigen, dass keine Hinweise auf eine hauptamtliche oder inoffizielle Tätigkeit für den Staatssicherheitsdienst der DDR vorliegen.
Die BStU konnte allerdings in den Akten der Hauptabteilung HA-IX/11 einen Brief der Mutter an den sogenannten Generalstaatsanwalt der DDR ausfindig machen. Am 15.08.1952, 5 Jahre nach dem spurlosen Verschwinden ihres Sohnes, bat sie als Mutter um Aufklärung, ohne jemals eine Antwort zu erhalten.


 * Die HA IX war zuständig für die Bearbeitung von Untersuchungsverfahren zu politischen Straftaten, Schwerkriminalität, Wirtschaftsvergehen, Nazi- und Kriegsverbrechen, Militärstraftaten sowie Straftaten von Mitarbeitern des MfS. Die Abteilung 11 war für die Aufklärung von Nazi- und Kriegsverbrechen zuständig.

** MfS-HA IX / 11 Bd.32 Teil 2 von 3