Der ehemalige Kameramann der Neuen Deutschen Wochenschau (NDW) Georg Pahl berichtet aus seinem Leben als Kameramann für die Neue Deutsche Wochenschau.
Georg Otto Emil Pahl war der Sohn des Fotografen und Wochenschau-Kameramanns Georg Paul Pahl. Seine Mutter Charlotte führte den Hauhalt und kümmerte sich um die Erziehung der drei Kinder. Als Kriegskind erlebte Georg die ersten Bombenangriffe auf Berlin. 1943 wurde er nach Wörth am Main evakuiert und kam erst im Oktober 1946 nach Berlin zurück.
Nach der mittleren Reife ging Pahl Jun. 1953 bei Foto Wegert in die Lehre und wurde Fotofachkaufmann. 1956 forderte der Vater seinen Sohn erfolgreich auf, seine Berufswahl zu überdenken. Georgs erster Arbeitstag als Kameramann bei der Neuen Deutschen Wochenschau war der 1. Juni 1957. Mit seinem Vater traf er bei den Filmfestspielen auf Stars wie Hans Albers, O. E. Hasse, Liselotte Pulver u. a. Damals war das ein großes Ereignis mit einem unglaublichen Publikumsandrang. Die eigentliche Ausbildung fand in Hamburg statt. Anschließend schickte die Redaktion den jungen Pahl 1959 nach Bonn, um als Kameraassistent die Welt der Diplomatie mit ihren Tücken kennenzulernen.
Da Georgs Vater in der Nacht vom 12. auf den 13. August 1961 einen Herzinfarkt erlitt und sich davon auch nicht so recht erholen wollte, beorderte die Zentrale Pahl Jun. Mitte September 1961 von Bonn nach Berlin zurück, um die Aussenstelle zu übernehmen.
Bis 1984 drehte Pahl Jun. ausschließlich auf Film, um dann auch mit den neu aufkommenden Videokameras zu arbeiten. Das war eine wesentliche Erleichterung und ermöglichte es, auch Szenen einzufangen, die mit dem alten Equipment eher dem Zufall vorbelassen waren.
Nach dem 9. 11. 89 drehte Pahl Jun. den Fortgang der friedlichen Revolution, z. B. die umstürzenden Mauersegmente am Pariser Platz und die schaulustigen Menschen, die sich versammelt hatten, um der Mauerdemontage beizuwohnen. Beeindruckend war auch das Silvesterfest 89/90 am Brandenburger Tor.
Bis zum Untergang der Neuen Deutschen Wochenschau 1973 blieb Pahl Jun. seinem Arbeitgeber treu, für den er im In- und Ausland Reportagen gedreht hatte. Über diesen Termin hinaus drehte er Dokumentarfilme und Beiträge für den Deutschlandspiegel.
Einer der letzten Beiträge, an der Pahl Jun. mitwirkte, war das Pink-Floyd-Konzert am 21. 7.1990, welches grenzüberschreitend in Ost- und West-Berlin auf dem Potsdamer bzw. Leipziger Platz stattfand. Nach dem Ende der Wochenschau machte er sich selbstständig und drehte Dokumentarfilme für verschiedene Auftraggeber.
2003 ging Pahl Jun. in den Ruhestand. Noch heute sagt er, ist er seinem Vater dankbar, dass er ihn motiviert hatte, Kameramann zu werden. Die Vielseitigkeit des Berufs war fantastisch und an die unglaublichen Erinnerungen seiner vielen Reisen denkt er noch heute gerne zurück.