4) Unter Verwendung einer schriftlichen „Zuarbeit“ des Chefs Pionierwesen beim Kommando der Grenztruppen, Oberst Worbs, vom 30. November 1977 erstattete der Chef der Grenztruppen, Generalleutnant Peter, am 28. Dezember 1977 einen

„Bericht über die Ergebnisse der Untersuchung von Schwerpunkten der Organisation, Führung und Sicherstellung der Grenzsicherung“

an den Minister für Nationale Verteidigung. In dem Bericht hieß es u.a.:

„Ausgehend von der im zurückliegenden Ausbildungsjahr erreichten Wirksamkeit der Grenzsicherung, der von Ihnen im Befehl Nr. 101/77 gestellten politischen und militärischen Aufgaben sowie unter strenger Beachtung der im Beschluß des Nationalen Verteidigungsrates vom 30.09.1977 enthaltenen Forderung, die sich aus dem Bericht der Arbeitsgruppe des ZK der SED ergebenden Maßnahmen zur Erhöhung der Effektivität der Grenzsicherung

`... im Rahmen der personellen, finanziellen und materiellen Möglichkeiten zu realisieren`,

wurden den Stellvertretern des Chefs der Grenztruppen für ihre Dienstbereiche, den Chefs und Leitern im Kommando der Grenztruppen sowie den Kommandeuren der Verbände und Lehreinrichtungen Sofortmaßnahmen befohlen und darüber hinaus längerfristig zu lösende Aufgaben im Plan der Maßnahmen konzipiert.

Im Ergebnis der geführten Überprüfungen und Untersuchungen melde ich:

1. pp.

2. Probleme des weiteren pionier- und signaltechnischen Ausbaus der Staatsgrenze

...

Wesentliche Forschungs- und Entwicklungsvorhaben der Grenztruppen gestatte ich mir, Ihnen in der Anlage 1 zur Kenntnisnahme vorzulegen.

...

Im Bericht der Arbeitsgruppe des ZK der SED wird vorgeschlagen, den Ausbau der Staatsgrenze mit Erdminen weitestgehend einzuschränken.

Es ist notwendig, daß bei Realisierung dieses Vorschlages rechtzeitig die Konsequenzen für Forschung und Entwicklung und Produktion ermittelt und beachtet werden. Gegenwärtig läuft die Produktion der PPM-2 und die Entwicklung der PPM-3 als Nachfolgetyp der PPM-2.

Gemäß bestätigter Konzeption für den Ausbau der Staatsgrenze zur BRD ist die Sperranlage 501 (SM-70) der hauptsächlichste Sperrentyp.

Ihr Aufbau erfolgt in den Hauptrichtungen der Bewegung der Grenzverletzer. Der Gesamtanteil zum vorderen Sperrelement wird ca. 40 bis 45 % (ca. 600 km) betragen.

Ihr Funktionsprinzip und die dadurch bedingte Konstruktion erfordern einen bedeutenden täglichen Wartungs- und Instandsetzungsaufwand durch Spezialkräfte der Grenzbataillone. Diese strukturmäßigen Kräfte können maximal die Einsatzbereitschaft von 3 - 4 Anlagen (15 - 2 0 km) gewährleisten. Die Erhöhung der Anzahl der Anlagen im Grenzabschnitt des Grenzbataillons (durchschnittlich 50 km Breite) zwingt zur Erhöhung der dafür erforderlichen Wartungskräfte.

Die Minensperre Typ 66 wird in stark gefährdeten Grenzabschnitten verlegt, in denen der Aufbau der Sperranlage 501 nicht möglich ist. Der Gesamtanteil zum vorderen Sperrelement wird ca. 15 - 20 % (ca. 200 km) betragen.

Die Auswahl der damit zu sperrenden Grenzabschnitte hat ... die stabile Ortslage der Minen und die Niedrighaltung des Bodenbewuchses in den Sperren zu gewährleisten.

Durch die Erhöhung der Verlegedichte ab 2. Ausbildungshalbjahr 1977 auf Dichte 3 bzw. 5 wird die Sperrwirkung verbessert und stabilisiert.

Der zur Vorbereitung der Verlegeabschnitte und des Verlegen erforderliche Kräfte- und Zeitaufwand wird durch eine wartungsarme Periode von jeweils 5 Jahren ausgeglichen. Danach ist eine Wiederaufnahme der alten Minen erforderlich und die Entscheidung über die Verlegung neuer Minen kann der konkreten Lage entsprechend, getroffen werden.

...

3. - 5. pp.“

Die dem Bericht beigefügte Anlage 1

„Maßnahmen zur Forschung und Entwicklung von technischen Mitteln zur Grenzsicherung der Grenztruppen der DDR“

lautete, soweit im ersten Abschnitt das Pionierwesen, und hier Sperranlagen in Form von Minen betreffend, u.a. wie folgt:

„1. Auf dem Gebiet des Pionierwesens

(1) Sperranlage SM-70

- ...

- Erhöhung der Wirksamkeit und Trefferdichte der Mine

- Verbesserung der Demontagesicherheit

- ...

(2) ...

(3) Mechanisiertes Verlegen von Infanterieminen an der Staatsgrenze

- Allseitige Erprobung des Verlegens von Infanterieminen durch den Einsatz eines Verlegegerätes

- ...

(4) - (12) pp.

(13) Sperranlage 501 WET (Weiterentwicklung SM-70 elektrotechnischer Teil)

(14) Sperranlage 501 WST (Weiterentwicklung SM-70 sprengtechnischer Teil)

(15) Infanterie-Mine PPM-3 (Weiterentwicklung auf der Grundlage der Mine PPM-2)“

Aus der Anlage 1 war ersichtlich, daß die Weiterentwicklung der Sperranlage SM-70 in den Jahren 1981 bis 1986 und ihre Einführung in die Grenzsicherung ab 1986/87 erfolgen sollte, sowie, daß für die aus den Abschnitten (13) und (14) ersichtlichen Forschungsvorhaben als Frist der 1. März 1979 und für das aus (15) ersichtliche Forschungsvorhaben als Frist der 31. Juli 1980 vorgesehen war.

 

Tipp: Sevardnadze, Eduard A.
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ISBN 978-3-936283-10-5