Die Betrachtung eines Details: Der Brief von Oleg Gorsunow im Original sowie die primitiven Kopien eines Kunst-Dilettanten! Unfassbar ist, dass dieser Dilettantismus unter Denkmalschutz steht!

Mauerkunst an der ehemaligen Hinterlandmauer des Antifaschistischen Schutzwalls an der Ostberliner Mühlenstraße in Friedrsichshain.    Der Künstler Gerhard Lahr illustrierte sein East Side Gallery Mural mit dem Brief seines Freundes aus Leningrad."Berlyn - Tokyo - New York.   2E9A6095 Bearbeitet 
Brief von Oleg Gorsunow, datiert: 1.11.1989 Kopierversuch
Stand: 18.12.1996 12.08.2000 09.11.2021
Fotos: © Ralf Gründer, Berlin

 

Gerhard Lahr platzierte den Brief seines Freundes Oleg Gorsunow auf seinem Mauerbild „Berlyn - Tokyo - New York“, weil er von der Freude seine Freundes ergriffen war und diese Freude über den Fall der SED in Leningrad mit den Betrachtern seines Werkes teilen wollte. Die primitive Kopie, die heute das Original von 1990 ersetzt, ist eine Kunstschande, vermutlich ein Urheberrechtsverstoß und zudem aus der Sicht des Denkmalschutzes nicht nachvollziehbar. Trotzdem versinkt die Mauerbilderwand unter Plagiaten und Anwesenheitsbekundungen, die mit den Originalen der Erstbemalung von 1990 nicht mehr viel oder nichts mehr zu tun haben.

Um den zukünftigen Besuchern der East Side Gallery zu ermöglich, sich ein Bild von einem (angeblich!) der wichtigsten Kulturdenkmäler Berlins zu machen, habe ich die Straßenmauer abgefahren und die Jetzt-Situation dokumentiert. Abgesehen von den Baustellen, dem Baustellen- und Verkehrslärm, den vor den Bildern abgestellten Fahrzeugen, den Obdachlosen, hat die vormals 1,3 km lange Galerie aufgehört zu existieren. Es gibt nur noch Restbereiche, die durch Lücken für Anwohner, Touristen und Baustellen begrenzt werden und während die eigentliche Galerie im Handgemenge der Graffiteure untergeht, ist die Rückseite übersäht mit wilder Graffitikunst, die vielleicht noch dem eigentlichen Bauwerk „Berliner Mauer“ am nächsten kommt. Sie sind wild und ansatzweise illegal, wie es damals die Bilder an der Berliner Mauer auch waren. Die zig mal restaurierten Bilder der Denkmalsschutzkunst werden immer profaner und stammen schon vielfach nicht mehr von ihren Urhebern! Sie sind Plagiate einer Denkmalschutzindustrie, die weder das Urheberrecht noch die Kunst kennt.

Auch die parkenden Autos gehören sicherlich nicht zu dem wohltuenden Repertoire, die ein Galerist vor seiner Galerie lagern würde. Während in Galerien den Kunstliebhaber:innen die Betrachtung so angenehm wie möglich gestaltet wird, steht vor der sogenannten East Side Gallery beweglicher Technikschrott rum, der das betrachten der Bilder erschwert bzw. unmöglich macht. Ich frage mich, ob die Verantwortlichen jemals eine Galerie besucht haben? Einen Jim Avignon mit einer lichten Breite von über 30 Metern kann man unmöglich aus einer Entfernung von 3 Metern erfassen. Vielleicht besitzen Stiftungs- und Gedenkstättenfreaks sowie Senatsbeamte diese Fähigkeit, ein Liebhaber oder eine Liebhaberin der Kunst bestimmt nicht.


 


Tipp: ..


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