Währungsreform (OST) im sowjetischen Besatzungssektor (SBS) und der sowjetischen Besatzungszone (SBZ)

Josef Wissarionowitsch Stalin nutzte die westliche Währungsreform propagandistisch aus und begründete damit die Blockade von Berlin (West). Ungeachtet dessen führten die Sowjets in ihren Gebieten ebenfalls sofort eine Reform durch.

1 Tapetenmark

Mit einem neuem Wertzeichen [- 1 - (1948)] beklebte Rentenmark der Deutschen Rentenbank. Deshalb wurden diese Geldnoten im Volksmund auch als „Kupon- Klebe- oder Tapetenmark bezeichnet. Privatsammlung: Sigurd Hilkenbach, Berlin

Offenbar wurden aber die russischen Besatzer trotz des monatelangen Ringens um eine gemeinsame Währungsreform von der Durchführung in der Bi-Zone total überrascht. Die Russen waren so intensiv mit dem Blockieren von notwendigen Veränderungen beschäftigt*, dass sie es versäumten, neues Geld zu drucken. Also beklebten die Russen alte Rentenmarknoten mit Koupons, die den neuen Wert symbolisierten. Der Volksmund machte daraus sofort die Kuponmark, Klebemark oder Tapetenmark. So wurde aus der Währungsreform (Ost) ein historischer Witz.

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„Durch die einen Tag nach dem Währungsumtausch in den Westzonen (23.06.1948) in der SBZ und Ostberlin begonnenen und am 28.06.1948 abgeschlossenen Währungsreform wurde die Reichsmark in diesem Gebiet durch Reichsmarkzeichen mit aufgeklebten Spezialkupons abgelöst (siehe hierzu SMAD-Befehl Nr. 111). Durch die im einzelnen für die verschiedenen Geldvermögenswerte festgelegten Umtauschrelationen wurde das „staatliche“ Vermögen erheblich begünstigt.

Im einzelnen wurden umgetauscht: bei Privatpersonen Barbeträge bis zu RM 70,- im Verhältnis 1:1, Spareinlagen bis RM 100,— im Verhältnis 1:1, bis RM 1000,- im Verhältnis 5:1, vor dem 9.5.1945 entstandene Einlagen 10:1, wobei jedoch geprüft werden musste, ob Beträge über RM 3000,— „rechtmäßig“ erworben worden waren. Bei Beträgen über RM 5000,— wurden von vornherein Kriegs- oder Schwarzmarktgewinne angenommen. Diese Beträge sind — falls nicht das Gegenteil bewiesen werden konnte — eingezogen worden, ebenso das Geldvermögen von „faschistischen Verbrechern und Kriegsverbrechern“. Über diese umgetauschten Altguthaben konnte zudem nicht verfügt werden. Sie wurden in eine Altguthaben-Ablösungsanleihe umgewandelt, mit deren Tilgung 1962 begonnen wurde. Beträge nicht „volkseigener Wirtschaftsbetriebe wurden nur bis zur Höhe des wöchentlichen Umsatzes und der Lohnrückstände, bei Handels- und anderen Wirtschaftsorganisationen in Höhe der wöchentlichen Lohnsumme im Verhältnis 1:1 umgetauscht. Dagegen wurden alle Einlagen von „staatlichen“, kreisbehördlichen, gemeindlichen und anderen volkseigenen Betrieben voll im Verhältnis 1:1, Versicherungspolicen im Verhältnis 1:3 umgetauscht. Als Geschenk an die Neubauern wurden die im Zuge der Bodenreform gewährten Kredite im Verhältnis 5:1 voll umgetauscht. Für Angehörige der SMAD und der Roten Armee wurden ein Monats- bzw. Halbmonatsgehalt im Verhältnis 1:1, darüber hinausgehende Beträge im Verhältnis 10:1 umgetauscht.″**

1942-5-tapetenmark-02
5 Reichsmark der Deutschen Reichsbank mit neuem Wertzeichen - 5 - 1948 - (auch als „Tapete oder Tapetenmark″ bezeichnet). Sammlung: Sigurd Hilkenbach, Berlin

Die deutschen Staats- und Auslandsschulden und die Schuldenverpflichtungen der geschlossenen Banken blieben von der Währungsreform unberührt. Kurz vor der Währungsreform betrug der Bargeldumlauf rd. 28 Mrd.; neu verausgabt wurden 3,6 Mrd. Mark.

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Tipp: Berlin, Markenland wider Willen: Die Währungsreformen 1948 und 1949 in den Berliner Westsektoren und ihre Belege : die Währungsreformen 1948 und 1949 in den Berliner Westsektoren und ihre Belege ; eine zeithistorische und postgeschichtliche Studie / von Wolf J. Pelikan. - 
Katalog. - Schwalmtal : Phil-Creativ-GmbH, [1989]. - 26 S.

Fußnoten:

* Günter Neumann textete für seine Insulaner einen Sketch über die sowjetischen Verhandlungstaktiken, denn in Berlin (West) witzelte schon jedermann darüber, dass die Sowjets grundsätzlich zu Vorschlägen der westlichen Verhandlungspartner kategorisch NEIN sagten. Cocktailparty (Edith Schollwer), 24.06.1949, Günter Neumann und seine Insulaner, Aufnahmen aus den Jahren 1948-1964, CD 1, Take 11.
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Währungsreform, Ein Taschen- und Nachschlagebuch über den anderen Teil Deutschlands - a bis z, Elfte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Hrsg. vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen, Bonn 1969, Seite 698-699